Fight or flight: So wirken die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin
Adrenalin und Noradrenalin sind überlebenswichtige Botenstoffe: Sie versetzen dich in Sekundenschnelle in Alarmbereitschaft. Erfahre hier, was die Stresshormone im Körper bewirken, wo sie ausgeschüttet werden und wie du sie regulieren kannst.
Adrenalin und Noradrenalin: Definition
Adrenalin und Noradrenalin sind als Stresshormone bekannt. Diese Bezeichnung kommt nicht von ungefähr: Der Körper setzt die Hormone in akuten Stresssituationen frei, um überlebenswichtige Reaktionsketten auszulösen. Darüber hinaus sind Adrenalin und Noradrenalin sogenannte Neurotransmitter, die im Zentralnervensystem produziert werden und Signale ans Gehirn weiterleiten.
Die Hauptfunktion der Botenstoffe besteht darin, den Körper in Alarmbereitschaft zu versetzen – ganz nach dem Motto “fight or flight”, also Kampf oder Flucht. Vor Urzeiten entschied diese Reaktion für den Menschen über Leben und Tod: Das klassische Beispiel ist der Jäger, welcher einem Säbelzahntiger gegenübersteht und ums Überleben bangen muss. Wilden Tieren zu begegnen, ist in unserem Alltag heute ziemlich unwahrscheinlich. Dafür können Stress in Form von knappen Deadlines, einer Trennung oder Extremsport eine Notsituation darstellen und die Freisetzung der Hormone Adrenalin sowie Noradrenalin auslösen.
Was ist der Unterschied zwischen Adrenalin und Noradrenalin?
Vereinfacht übernimmt Adrenalin hauptsächlich die Rolle als Hormon, Noradrenalin die Funktion des Neurotransmitters.
Die wichtigste Aufgabe von Noradrenalin ist die Weiterleitung von Signalen über das Zentralnervensystem. Liegen eine Bedrohung oder akuter Stress vor, wird der Botenstoff im Gehirn freigesetzt. Von hier aus steuert er, dass du wie auf Knopfdruck leistungsbereit bist. Dazu gehört auch, dass Noradrenalin die Produktion von Adrenalin im Nebennierenmark auslöst.
Als Stresshormon wird Adrenalin kurzfristig aktiviert. Es sorgt dafür, dass wir in Sekundenschnelle auf eine potenzielle Gefahr reagieren können. Vielleicht kennst du das Gefühl, nach einem kurzen Schockmoment, zum Beispiel infolge eines Unfalls, voll da zu sein und ungeahnte Kraftreserven mobilisieren zu können? Adrenalin hat eine positive, aktivierende Wirkung: Nicht ohne Grund spricht man vom “Adrenalinkick”, der sich einstellt, wenn du Achterbahn fährst oder einen Fallschirmsprung wagst. Das Hormon kann aber auch Angst und Unruhe auslösen. (1)
Welche Rolle spielt das Stresshormon Cortisol?
Auch Cortisol gilt als Stresshormon und wird wie Adrenalin in der Nebenniere freigesetzt. Kurzfristig macht es unter akuter Belastung “kampfbereit” und schützt den Körper vor Entzündungen.
Tritt Entwarnung ein, zieht sich das Hormon-Trio in der Regel zuverlässig zurück: Die Produktion von Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol stoppt und dein Körper entspannt sich. Gleichzeitig wird als Belohnung Dopamin, das Glückshormon, ausgeschüttet.
Wird der Stress allerdings chronisch – zum Beispiel, weil du über einen längeren Zeitraum unter körperlicher oder emotionaler Anspannung stehst – kann Corisol dauerhaft freigesetzt werden. Physische und psychische Beschwerden können die Folge sein. Mehr über die Wirkung von Cortisol und wie du es regulieren kannst, erfährst du hier.
Wie wirken Adrenalin und Noradrenalin?
Adrenalin und Noradrenalin sind als Duo zu verstehen, das in Stresssituationen Hand in Hand arbeitet, um den Körper optimal zu schützen.
Wirkung von Adrenalin
Adrenalin hat als Stresshormon die Hauptaufgabe, Energie bereitzustellen, die dich in Notsituationen sofort handlungsfähig macht. Dein Kreislauf fährt hoch und die Sauerstoffversorgung zieht an. Das hat unter anderem den positiven Effekt, dass du spontan alles aus deinen Muskeln herausholen oder schneller sprinten kannst und dich konzentrierter fühlst. Für Sportler ist Adrenalin deshalb ein wichtiges Hormon, um im entscheidenden Moment Höchstleistung abzurufen.
Zusammengefasst löst Adrenalin als Hormon folgende Reaktionen im Körper aus:
- Steigerung der Herzfrequenz
- Erweiterung der Atemwege
- Vergrößerung der Pupillen
- Erweiterung der Bronchien
- Erhöhung des Blutdrucks
- Erhöhung des Blutzuckerspiegels
- Hemmung der Verdauung
In seiner Funktion als Neurotransmitter gibt Adrenalin dem Gehirn zudem ununterbrochen Signale, dass die Gefahr noch nicht vorüber ist. Infolge wird im Nebennierenmark vermehrt Adrenalin produziert, bis die Gefahr vorüber ist bzw. der Stress nachlässt. (2)
Wirkung von Noradrenalin
Als Hormon übernimmt Noradrenalin ähnliche Aufgaben wie Adrenalin. Es löst die typischen Fight-or-Flight-Reaktionen im Körper aus. Dazu gehören:
- Erhöhung der Herzfrequenz
- Erhöhung des Blutzuckerspiegels
- Steigerung des Blutflusses in der Skelettmuskulatur
- Steigerung der Sauerstoffversorgung im Gehirn
Noradrenalin als Neurotransmitter aktiviert den Teil des Nervensystems, der Stress reguliert, unseren Sympathikus. Dem Nebennierenmark wird signalisiert, Adrenalin zu produzieren. Außerdem kommt es zu einer gesteigerten Aufmerksamkeit und einer erhöhten Handlungsbereitschaft.
Aufgrund ihrer Wirkung werden Adrenalin und Noradrenalin in der Medizin unter anderem zur Behandlung von Herzstillstand, bei schweren Asthmaanfällen, ADHS, Depression oder zur Steigerung des Blutdrucks angewendet. (3)
Wann werden Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet?
Die Botenstoffe Adrenalin und Noradrenalin werden kurzfristig ausgeschüttet – immer dann, wenn der Körper in akuter Gefahr ist. Anlass können folgende Situationen sein:
- extreme körperliche Belastung, zum Beispiel beim Sport
- extreme seelische Belastung, zum Beispiel bei Liebeskummer
- Verletzungen oder Unfälle
- Infektionen
- niedriger Blutzuckerspiegel
Adrenalinkicks werden typischerweise durch Extremsportarten wie etwa Bungee-Jumping, Klippenspringen oder Fallschirmspringen ausgelöst. Auch ein Horrorfilm oder Achterbahnfahren können “Adrenalin-Junkies” Freude bereiten. Freude übrigens deshalb, weil der Körper nach dem überstandenen Stress das Glückshormon Dopamin ausschüttet. Man spricht auch vom sogenannten Belohnungseffekt.
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Was passiert bei einem Überschuss oder Mangel?
Adrenalin und Noradrenalin erfüllen wichtige Aufgaben, um den Körper an eine Gefahrensituation anzupassen und handlungsfähig zu machen. Ein gesunder Organismus kann die Botenstoffe grundsätzlich schnell wieder abbauen, so dass nach dem akuten Stress die nötige Entspannung einsetzt. Einige Faktoren können allerdings zu einer Überproduktion führen, zum Beispiel:
- chronischer Stress
- übermäßiger Alkoholkonsum
- bestimmte Medikamente
- Unterzuckerung
Die Folge ist eine Dauerbelastung für das Herz-Kreislauf-System und eine Schwächung des Immunsystems. Mögliche Beschwerden bei erhöhten Adrenalinwerten sind:
- Bluthochdruck
- Überzuckerung
- Stoffwechselstörungen wie Durchfall oder Verstopfung
- Herzrhythmusstörungen
- Kopfschmerzen
- Zittern
- Schweißausbrüche
- innere Unruhe und Angstzustände
- Gewichtsverlust
- Infektionen
Auch ein chronischer Mangel an Adrenalin und Noradrenalin kann den Körper belasten. Mögliche Symptome können Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Angstzustände und depressive Stimmungen sein. (4)
Bei jeglicher Art von Beschwerdebild solltest du deinen Arzt aufsuchen und dich einem Check-up unterziehen.
7 Maßnahmen, um Adrenalin und Noradrenalin zu regulieren
Sind die Adrenalin- oder Noradrenalinwerte nicht in Balance, hängt dies in der Regel mit deinem Stressmanagement zusammen. Vorbeugend und zum Ausgleich kannst du folgende Maßnahmen ergreifen:
- Lesen und Musikhören, statt den Fernseher anschalten, vor allem vor dem Schlafengehen
- Spazieren an der frischen Luft, um deine Energiereserven aufzutanken
- Meditation oder Atemübungen, die deinen Geist entspannen
- Yoga oder ein vergleichbarer Sport, der dich runterfahren lässt
- Gespräche mit Freunden und Journaling, um unterdrückten Stress loszulassen
- Visualisierung, Dankbarkeitsübungen und Affirmationen, die dich positiv aufladen
- Gesund und ausgewogen ernähren, um deinen Körper mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen
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Fazit
- Adrenalin und Noradrenalin gelten als überlebenswichtige Stresshormone und Neurotransmitter.
- Adrenalin und Noradrenalin werden in Stresssituationen kurzfristig produziert und lösen im Körper eine Reihe von Reaktionen aus.
- Dank Adrenalin und Noradrenalin kann ein Mensch auf eine Bedrohung oder auf akuten Stress sinnvoll reagieren: Das Herz-Kreislauf-System fährt hoch, wichtige Energiereserven werden freigesetzt und die Aufmerksamkeit steigt.
- Ein Überschuss oder Mangel an Stresshormonen kann zu gesundheitlichen Problemen führen.
- Damit Adrenalin und Noradrenalin im Körper sinnvoll wirken, ist ein gutes Stressmanagement wichtig.
Artikel-Quellen
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- (1) https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/0191886995001913
- (2) https://study.com/academy/lesson/adrenaline-definition-effects.html
- (3) https://d-nb.info/1027184138/34
- (4) https://study.com/academy/lesson/adrenaline-definition-effects.html